Samstag, 29. September 2007

Christophs und Holgis Mixtour, No. 3

Wir haben uns gestern in Cassius Garten getroffen. Dieses vegetarische Selbstbedienungsrestaurant in Bonn ist einer meiner Favoriten. Die große Auswahl an angemachten Salaten ist hervorragend, dazu kann man seine Salate auch selbst zusammenstellen und es gibt eine täglich wechselnde Auswahl an warmen Gerichten.

Das wirklich Besondere ist aber, dass man eine Viertelstunde vor Ladenschluß abends um 19.45 Uhr eine 1-Liter-Dose, oder mehrere, füllen kann nach Wahl und man zahlt dann 2.80 Euro. Das man um die Uhrzeit nicht mehr Leute antrifft wundert mich. Denn die Theken sind meist noch sehr gut gefüllt. So haben wir uns dort also unser Abendessen zusammengestellt. Für meinen Sohn gab es Pfannkuchen, wir hatten Gemüsebratlinge, Sauerkraut und Kartoffelbrei, Kürbisgemüse, Möhren und Salate. Köstlich!

Dazu und danach gabs dann zuhause Weine von Michlits. Das sind biologisch-dynamisch angebaute Weine vom Neusiedlersee/Burgenland, vermarktet unter dem Namen Meinklang.

Mir waren schon länger die hervorragend gestalteten Etiketten aufgefallen. Das unterscheidet viele österreichische Winzer von den meisten Deutschen. Und häufig ist der Wein in den Flaschen auch von sehr guter Qualität.

Meinklang-Blaufraenkisch

So auch bei Meinklang. Zunächst gab es den Blaufränkisch. Im Glas Zwetschgenrot. Geruch nach reifen Beeren, dazu ein wenig Veilchen und Leder. Schön eingebundenes Tannin, aromatisch. ein angenehmer Wein für knapp unter 10 Euro.

Meinklang-Zwerest

Danach dann der Zwerest 2002. Benannt nach einer besonderen Lage von warmen Lössboden mit hohem Kiesanteil. Der Wein wird aus Zweigelt gekeltert, dazu Cabernet Sauvignon, ein wenig Blauburgunder und Merlot. Ausgebaut in hiesiger pannonischer Eiche.
In der Beschreibung war von Duft nach Räucherspeck, reifer Peperoni, Orangenschalen und Nelke die Rede. Um ehrlich zu sein: Räucherspeck und Nelke konnten wir nicht finden. Orange ein wenig, vielleicht ein bisschen Zeder und etwas von Kellermuff, sagt Holger, ichch meine ja eher ein bisschen Waldpilze in der Nase gehabt zu haben. Waldpilze nach Regen im Unterholz
Der Wein war jedenfalls eine Herausforderung und wir sind beide der Meinung, dass wir ihn noch mal trinken müssen. Er ist zweifelsohne gut gemacht. Sehr harmonisch, schöne Struktur, weiches Tannin, süss aber nicht zu süss.

Der Wein hat bei der Biofach Aufsehen erregt weil er die Goldmedaille für im Barrique ausgebaute Weine errungen hat. Das ist für Bioweine auf diesem im stärker umkämpften Markt schon ein Renomée. Ganz nachvollziehen kann ich die Wertung noch nicht aber dafür brauche ich vielleicht etwas länger oder einen zweiten Anlauf.
Der Wein kostet zwanzig Euro und wir waren uns nicht schlüssig, ob sich diese zwanzig Euro wirklich lohnen.

Danach haben wir noch den »Altos de Inurrieta« probiert der uns gutgefallen hat, Holgi besonders. Der Unterschied ist jedoch bemerkenswert. Auch der Altos ist zweifelsohne gut gemacht – aber viel vordergründiger. In den Zwerest muss man sich erst einfinden, eindenken. Er ist sehr viel komplexer.

Inurrieta »Altos de Inurrieta«, Reserva, 2003

Dies ist der letzte Wein aus dem Angebot der Bodegas Inurrieta die ich an dieser Stelle probiert habe. Den Rosado, der einer der Besten ganz Spaniens sein soll, hebe ich mir für den nächsten Sommer auf.

Der Altos, gekeltert aus 50% Cabernet und 50% Merlot ist mehr noch als die Crianza, wo es noch zusätzlich einen Anteil Graciano gibt, die Bordeaux-Herausforderung. Die Reserva gibt es für 12.80 Euro, einen Cru Bourgeois der diesen Namen auch verdient im Moment kaum unter 25 Euro. Der Vergleich hinkt natürlich. Diese Reserva ist kein Bordeaux aber ein gut gemachter Blend. Er ist keine wirkliche Herausforderung an einen Bordeaux-Kenner, vielmehr ein Wein, der es mit den süffigen Bordeaux aufnimmt – das allerdings spielend.

Inurrieta_Reserva

Er ist relativ elegant und nicht übermässig konzentriert. Die Trauben sind reif gelesen worden – ich meine reif. Nicht überreif. Und das macht Spaß. Der Wein wirkt frischer als die Crianza die ich gerade noch mal im Glas habe während ich das hier schreibe. Die Crianza wirkt ein wenig marmeladiger, der Geschmack ist mir fast zu süss. Bei der Reserva ist das nicht der Fall. Der Wein wirkt noch fast jung, der Geschmack fängt einen Hauch von Teer auf – wie ein sehr junger Syrah oder Tempranillo. Aber nicht störend. Johannisbeere und Brombeere und ein wenig Kirsche in der Nase und am Gaumen, mit ein wenig Leder dazu.
Sehr überzeugend.

Montag, 24. September 2007

Borniertes Pack

Es gibt Menschen die sind so was von arrogant und undemokratisch das mir manchmal speiübel wird – und das muss gar nicht nur in der großen Politik sein.
Der erste Kommentar zu einer Weinbeschreibung beim Weinschreiber.

Inurrieta »Orchidea«, 2006, Sauvignon Blanc

Der Orchidea ist der Wein, der die Bodega bei der diesjährigen Prowein auf einen Schlag berühmt gemacht hat. Ein hunderprozentiger Sauvignon Blanc, 12 Volumenprozent, Ausbau im Stahltank. 5,70 die Flasche.

Inurrieta_Orchidea

Dafür gibts nen Blumen-Fruchtcocktail mit Mineralik vom Feinsten. Immer im Hinterkopf: Der Wein kostet keine sechs Euro. Blumen und Frucht, ok. Aber das Mineralische hat mich dann schon erstaunt und selten bei einem Spanier in der Form getrunken.
Also in der Nase gibts reife Aprikosen und Holunder, vielleicht Weissdorn, am Gaumen dazu Stachelbeeren, ganz leicht Rose, Melone, Äpfel, vielleicht ein bisschen Mango?
Finalemente bleibt der Geschmack lange im Mund.
Also: sehr frisch, körperreich (gut, dass sie auf jeden Einsatz von Holz verzichtet haben) und saftig. Ein schöner Alltagsschoppen.

Sonntag, 23. September 2007

Gestern so

da war ich beim vierzigsten Geburtstag eines Freundes. Treffe eine bemerkenswert attraktive Frau, schleiche so hinter hier her bis ich mit ihr ins Gespräch komme. Stellt sich heraus, dass sie den gleichen Job macht wie ich. Ich schmelze so ein bisschen dahin. Ich weiss nicht mehr wann, das lag am Spätburgunder von Krieger, waren wir beim Thema Wein. Wir entdecken gemeinsame Vorlieben, sprechen über Ahr und Mosel, kommen nach Rheinhessen, ich bin schon ganz begeistert. Wann habe ich überhaupt schon mal die Gelegenheit intensiver über Wein zusprechen im privaten Kreis und dann auch noch mit einer ziemlich attraktiven Frau? –

Einige Minuten später kommt ihr Mann zur Tür rein.


p.s.: Ok. Mit ihm wars auch nett, er kannte sich noch besser aus bei Wein als sie und war auch zugegebener Maßen ein cooler Typ. Und ich muss unbedingt mal die Weine von Florian Weingart probieren.

Inurrieta »Cuatrocientos«, 2002, Crianza

Der »Vierjährige« des Weingutes ist praktisch der große Bruder des Norte mit einem gewissen Hang deutlich teurere Bordeaux so klein zu machen, dass sie nur noch verschämt in der Ecke stehen wollen.
45% Merlot, 30% Cabernet und als spanisches i-Tüpfelchen 25% Graciano. Das ganze 14 Monate in Eiche gelagert. So viel zu den Fakten. Und jetzt die Kür:

Inurrieta_Crianza

Die Crianza duftet leicht nach geröstetem Holz, eine Spur nur, dazu Toffifee, Kaffee, Johannisbeeren. Das Ganze aber erst nach ordentlicher Luftzufuhr.
Im Mund reif, saftig, schmelzig mit Pflaumen, Cassis und Kirschen, ordentlich durchgerührt mit Espresso und ein wenig Kräutern. Der Wein hallt lange nach mit steigender Lust nach mehr. Toll!

Freitag, 21. September 2007

Inurrieta »Norte« 2004, Merlot und Cabernet

Um es vorweg zusagen: Dieser Wein ist der beste Rote unter 7 Euro den ich mich getrunken zu haben erinnern kann. (Ist das jetzt grammatikalisch korrekt?)

Inurrieta_Norte

Der Inurrieta Sur von den südlichen Hängen mit Garnacha und Graciano bestückt war ja schon ein Hämmerchen. Aber dieser hier, der Inurrieta Norte, der Wein des Nordhangs … Hayayai.

60% Merlot und 40% Cabernet, ausgebaut in französischen und amerikanischen Fässern bester Qualität. Das ganze aber nur fünf Monate um die Frische zu halten, die Säurestruktur und nur ein dezentes Tanningerüst zu schaffen. Das alles hat glänzend funktioniert.
In der Nase hatte ich Cassis, Waldbeeren und Kirschen – leicht gepfeffert.
Am Gaumen das gleiche Fruchtspiel, dazu Minerale und Röstaromen. Er hat Schmelz und ist frisch, die Beerenfrüchte sind zart, er ist aromatisch und wunderbar ausgewogen wie ein Großer. Was soll ich weiter schwärmen? Kaufen und selber ausprobieren. Gesehen und gefunden bei Pinard de Picard und bei Silke.

Montag, 17. September 2007

Inurrieta »Sur«, 2004, Garnache und Graciano

In loser Folge werde ich die Weine der Bodegas Inurrieta
in den nächsten Wochen vorstellen. Damit meine ich die Weine
  • »Sur«, Garnache u. Graciano, Jahrgang 2004,
  • »Norte«, Cabernet Sauvignon u. Tempranillo, 2004,
  • »Orchidea«, Sauvignon Blanc, 2006,
  • »Cuatrocientos«, Cabernet Sauvignon u. Merlot, Crianza 2002
  • »Altos de Inurrieta«, Cabernet Sauvignon, Reserva 2003
Die Bodegas Inurrietas sind von drei navarrischen Familien im Jahr 1999 neu aufgebaut worden nachdem die Flächen der Familien, die schon vor über hundert Jahren dort Wein angebaut hatten, lange Zeit brach gelegen hatten.

Die Bodega liegt im südlichen Navarra, an der Schnittstelle zwischen mediterranem und atlantischem Klima, auf sehr unterschiedlichen Höhen gelegen. Die Rebstöcke sind der Nachtkühle in den Höhen ausgesetzt sowie den teilweise sehr kalten Nordwinden aus den Pyrenäen, die auch in heißen Sommern genügend Feuchtigkeit transportieren, um der Austrocknung und dem Trockenstress entgegenzuwirken. Insgesamt sehr gute Bedingungen für optimale Weinbereitung die in den Kellern von den beiden Fachleuten Manuel Echeverria und Rebecca Lecumberri betreut wird.

Hier entstehen enorm gelungene Weine mit einem optimalen Preis-/Leistungsverhältnis.

Inurrieta_Sur

Der »Sur«, der traditionelle aus Garnache und Graciano bereitete Wein wird vier Monate in Barriques gelagert. Dies gibt ihm eine leichte Holznote aber nicht zu viel. Der Wein ist sehr frisch und das Gegenteil von vielen Parker-Marmeladenweinen. Neben der Frische ist er für diese Preisklasse ziemlich komplex, in der Nase dunkle Beeren, Zwetschgen, etwas Vanilleschokolade mit Minz-Eucalyptus. Im Mund süss, weich, rund, schöne Säurenote. Feine Tannine, feiner Beerengeschmack. Toll. Ein Gaumenschmeichler. Überhaupt ein Schmeichler wenn ich bedenke, dass ich für den Wein gerade mal 6,50 Euro ausgegeben habe!

Dienstag, 11. September 2007

Steytler Pinotage 2000, Kaapzicht Estate

Steytler_Kaapzicht_Estate_pinotage

Dieser Renommierpinotage aus dem Hause Kaapzicht Estate, Stellenbosch, ist das gegrillte Hüftsteak unter den Pinotages. Und das ist etwas Schade denn eigentlich ist vieles gut gemacht: die 14 Volumenprozent sind sehr schön eingebunden, auch die vordergründigen Tannine. Die Farbe ist tief und dunkel. Der Wein ist keine marmeladige Fruchtbombe. Leider mangelt es ihm deutlich an Finesse.

Mit der Nase fängt es schon an. Die wird ein bisschen penetriert durch den allzu starken Anklang von gegrilltem Holz bzw. Holzkohlen in die zuvor Grillfett hineingeträufelt war. Also ein Post-Grill-Wein sozusagen.

Als der Wein auf der Zunge war dachte ich dann eher an Islay-Whiskys – also die torfigen, rauchigen, malzigen, kaminigen Whiskys die nicht jeder mag. Ich eigentlich schon. Nur nicht wenn ich gerade Pinotage trinken will. Auch wenn es ganz amüsant und überraschend war. Also Whisky ohne den markant Alkohol den der Whisky hat, dazu Geschmack nach gegrillter Aubergine, Pflaume, Leder.

Der Wein ist sehr oldschool, überraschend, aber für den Preis – ich habe so um die 28 Euro gezahlt – deutlich zu teuer.

Da kann ich ja nur meinen Referenz-Pinotage ans Herz legen und dann kann man auch noch lesen, was Herr Holgi zum gleichen Wein schreibt.

Abschweifung: Weinläden
Abschweifungen
Abschweifungen, Web
Abschweifungen: Süssweine
bordeaux
Chile
Exkurs: Rebsorten
Impressum
Mixtouren
Rhone
Rotwein Italien
Rotweine
Rotweine Deutschland
Rotweine Spanien
Spanien
Südafrika
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren